Unser Maßstab zur Bewertung von Toleranzen und Reklamationen bei Pulverbeschichtungen

Warum dieses Thema?

In der Praxis kommt es manchmal zu Reklamationen aufgrund kleiner optischer Abweichungen – etwa feinen Kratzern, leichten Einschlüssen oder minimalen Glanzgradunterschieden. Doch: Nicht jede sichtbare Unregelmäßigkeit stellt automatisch einen Qualitätsmangel dar.

Um Klarheit zu schaffen, orientieren wir uns an den objektiven Beurteilungsmaßstäben der QIB (Qualitätsgemeinschaft Industriebeschichtung e.V.).

Was ist die QIB? Die QIB ist ein Fachverband, der einheitliche Richtlinien zur Beurteilung der Oberflächenqualität bei industriell beschichteten Bauteilen erstellt hat. Diese Richtlinien bieten eine objektive Grundlage zur Bewertung optischer Mängel – sie helfen sowohl Verarbeitern als auch Kunden, unberechtigte Reklamationen zu vermeiden.

Wolfmair ist kein Mitglied der QIB, richtet sich aber nach deren anerkannten Qualitätsstandards. Infos: www.qib-online.de

Wir setzen auf höchste Qualitätsstandards und wollen zugleich Transparenz schaffen: Manche Reklamationen beruhen auf unterschiedlichen Wahrnehmungen, nicht auf objektiven Mängeln. Deshalb setzen wir auf Kundenaufklärung anhand anerkannter Richtlinien.


Welche Arten von Reklamationen treten häufig auf?

Im Bereich der Pulverbeschichtung sind folgende optische Beanstandungen typisch:

  • Einschlüsse (z. B. Staub, Partikel)
  • Kratzer oder Schleifspuren
  • Orangenhaut oder Strukturunregelmäßigkeiten
  • Farb- oder Glanzabweichungen
  • Ausgasungen oder Bläschen
  • Stippen, Pickel oder Schattenbildung

Solche Erscheinungen können entstehen durch:

  • Umwelteinflüsse bei der Applikation
  • Fehler bei der Anlieferung
  • Substratfehler (z. B. Zinkausblühungen)
  • Prozessbedingte Abweichungen
  • Transport- oder Montagebeschädigungen

Wie beurteilt man diese korrekt?

 

Laut QIB gelten klare Regeln für die visuelle Inspektion beschichteter Oberflächen:

  1. Beurteilungsabstand: mindestens 3 Meter bei Fassadenelementen, 1 Meter bei Kleinteilen
  2. Beleuchtung: diffuse Tageslichtverhältnisse (kein direkter Sonnenschein)
  3. Betrachtungswinkel: senkrecht zur Oberfläche
  4. Beurteilungszeit: nur nach vollständiger Aushärtung und Abkühlung
  5. Funktionsrelevanz vs. Optik: Nur sichtbare Mängel unter Normbedingungen gelten als beanstandbar

Nicht reklamationsfähig sind z. B.:

  • Oberflächenmerkmale, die nur bei extremem Lichteinfall oder aus nächster Nähe sichtbar sind
  • Unregelmäßigkeiten, die keine Funktionseinschränkung verursachen
  • Struktur- und Glanzunterschiede im Rahmen zulässiger Toleranzen

Was ist die QIB-Prüffolie?

 

Die Folie besteht aus einem transparenten Raster mit definierten Markierungen und Abständen und wird direkt auf die Oberfläche gelegt, um optische Unregelmäßigkeiten objektiv zu bewerten.

Sie unterstützt dabei:

  • Größe und Verteilung von Einschlüsse oder Pickeln zu klassifizieren
  • Vergleichbare Bewertungen zwischen Kunden, Planern und Beschichtern sicherzustellen
  • QIB-konforme Prüfbedingungen konsequent einzuhalten

Mit der Prüffolie lassen sich Beurteilungen besser dokumentieren und Diskussionen über Bagatellfehler vermeiden.


Saubere Basis – perfekte Oberflächen: Anlieferung & Vorbehandlung

 

Die Qualität einer pulverbeschichteten Oberfläche beginnt lange vor der eigentlichen Beschichtung. Zwei entscheidende Faktoren sind dabei:

Fachgerechte Anlieferung – Bereits bei der Anlieferung der Bauteile lassen sich viele spätere Oberflächenfehler vermeiden:

  • Trockene, saubere und fettfreie Teile sind Grundvoraussetzung
  • Keine Korrosionsspuren, Zunder oder Oxidschichten
  • Schutz vor mechanischen Beschädigungen beim Transport
  • Vermeidung von Kontaktkorrosion bei gemischten Materialien

Nur unbeschädigte, kontrolliert angelieferte Teile ermöglichen eine hochwertige, gleichmäßige Beschichtung.

Sorgfältige Vorbehandlung – Die Vorbehandlung ist der wichtigste Schritt für eine dauerhafte Haftung und gleichmäßige Optik. Je nach Werkstoff und Einsatzbereich kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz:

  • Entfettung
  • Beizen / Strahlen
  • Chromfreie oder chromhaltige Konversionsschichten
  • Passivierungen oder Phosphatierungen

Diese Prozesse entfernen Verunreinigungen, aktivieren die Oberfläche und sorgen für langfristige Korrosionsbeständigkeit.

Weitere Infos zur: Anlieferung, Vorbehandlung, Material sowie Pulver.